Beschaffungsorganisation
15.06.2014 14:04Routinemäßige Beschaffungen spezifizierter, bekannter und/oder genormter Materialien, Bauteile wie Verbrauchsgüter werden vorwiegend von institutionalisierten Beschaffungsabteilungen durchgeführt.[1] Aufgrund der komplexen, oftmals neuartigen und hochwertigen Güter des Maschinenbaus findet sich kundenseitig in der Regel das Buying Center als Beschaffungsorganisation.[2] Dieses kann aus einer bis mehreren Personen unterschiedlicher Funktionsbereiche und Rollen bestehen.[3] Meist sind Prozessabfolgen und Kommunikationswege zwischen den handelnden Personen geregelt, die bei einer Beschaffung einzuhalten sind, um alle von der Beschaffung betroffenen Bereiche einzubinden. Ziel ist die Bereitstellung und der Einsatz von Kenntnissen, welche im Zuge der Beschaffungsaktivitäten zwecks Auswahl des Bestbieters benötigt werden. Nachfolgende Abbildung bietet eine Übersicht typischer Rollen im Buying Center des Kunden:
Ein Beispiel für die Funktion eines Buying Centers wäre die Beschaffung einer Fräsmaschine. Diese dient zur Produktion von Frästeilen, welche durch das beschaffende Unternehmen produziert und verkauft werden können. Nach einer Absatzplanung durch den Vertrieb (Initiator) und der Freigabe des Vorhabens durch die Geschäftsführung (Entscheider) können die Techniker (Beeinflusser) Anforderungen an die Maschine definieren. Der technische Einkäufer (Einkauf) lädt in Frage kommende Lieferanten zur Angebotslegung ein und trifft eine Vorselektion.[1] Verbleibende Bestbieter werden intensiv in eine Kooperation von Einkauf, Technik, Maschinenbedienern (Nutzer) eingebunden.[2] Anbieter, deren Maschinen bereits erfolgreich in Verwendung sind, könnten durch die Maschinenbediener (Unterstützer) präferiert und somit unterstützt werden, während unbekannte Lieferanten zwecks Risikoreduktion zurückgewiesen werden (Gegner). Nicht präsente Maschinenlieferanten könnten die Bedenken durch Interaktion mit Nutzern, oder Technikern, die Bedenken der Handhabung ausräumen(Türöffner). Das Beispiel illustriert einen mögliche Abläufe und Interaktionen innerhalb eines Buying Centers, auf welche sich der Verkauf des Anbieterunternehmens idealer Weise vorbereiten sollte, um steuernd einzugreifen.[3] Mögliche Vorbereitungsmaßnahmen aufgrund zuvor dargestellter Personen, Rollen und Funktionen werden in nachfolgender Tabelle zusammengefasst.
Typische Rolle |
Typische Interessen |
Vorbereitung Vertrieb |
Einkauf |
Stabiles Preisniveau Geringe Kosten Lieferantenreduktion Aufwandsreduktion |
Unterstützer in Fachabteilungen, präzise Preiskalkulation, Cross-Selling, Automatisierungslösungen |
Entscheider |
Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis |
Nutzen aus Zusammenarbeit und Akzeptanz der Fachabteilungen hervorheben, Referenzen |
Beeinflusser |
Vorgaben einhalten (z.B entsprechend Normen, Standardisierungen, Systemlösungen…) |
Chancen für Erfüllung der Vorgaben aufzeigen |
Gegner |
Existente Lieferantenstruktur beibehalten |
In Lösungsfindung einbinden, zwecks Akzeptanz. Unterstützung Fachabteilungen |
Tabelle 5: Vorbereitungsoptionen des Vertriebs auf das Buying-Center am Beispiel Einkauf
Nach Kenntnis der Beschaffungsorganisation, sind die an einer Beschaffung beteiligten Personen, Rollen und Prozesse bekannt. Verkäufer können je nach Produkt und Situation, den bestgeeigneten Ansprechpartner und eventuelle Beeinflusser gezielt kontaktieren und Ihr Anliegen verfolgen. Neben der Kenntnis und Kontaktierung der „richtigen“ Personen, ist die Ermittlung der Beschaffungsstrategie des Kunden ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Geschäftsabschlüsse.[4] Aus dieser leiten sich Beschaffungsziele, Produkt-, Lieferanten-, Bezugsstrategien, als auch die Preis- und Konditionenpolitik des Kunden ab. Der Verkäufer kann durch Vergleich der Kundenanforderungen mit den Leistungsfähigkeiten des Anbieterunternehmens seine grundsätzlichen Erfolgsaussichten abschätzen. Je stärker sich diese decken, oder Anforderungen übertroffen werden, desto eher wird der Kunde den Anbieter als potenziellen Lieferanten in Betracht ziehen. Des Weiteren kann der Verkäufer seine Verkaufsstrategie an den Kundenstrategien ausrichten und jene Vorteile kommunizieren, die für den Kunden tatsächlich relevant sind, also Betroffenheit schaffen und Interesse erzeugen.[5]
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[1] Vgl. Diller/Haas/Ivens (2005): S. 162
[2] Vgl. Hellwig/Hofbauer (2009): S. 341
[3] Vgl. Winkelmann (2008): S. 296 - 299
[4] Vgl. Hellwig / Hofbauer (2009): S. 64
[5] Vgl. Born Christian (2003): S. 53
[6] Vgl. Large (2009): S. 38 - 40
[1] Vgl. Hellwig/Hofbauer (2009): S.340 f.
[2] Vgl. Diller/Haas/Ivens (2005): S. 162
[3] Vgl. Webster/Wind (1972): S. 77